Junge Seilzieher wandeln in den Fussstapfen der Cracks

Erst seit relativ kurzer Zeit hat der Seilziehclub Stans-Oberdorf Schülerteams in seinen Reihen. Das Ganze ist in jeder Hinsicht eine Erfolgsgeschichte. Auf nationaler Ebene geben sie bereits den Ton an.

Vor etwas mehr als zwei Jahren hat der seit über 50 Jahren bestehende Seilziehclub Stans-Oberdorf eine Schülermannschaft aus der Taufe gehoben. Dort machen 32 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs und 14 Jahren mit. Gegründet wurde diese neue Abteilung, weil der nationale Seilziehverband eine Startmöglichkeit für diese Altersklasse einführte. Zuvor konnte man diese Sportart erst ab dem 14. Altersjahr wettkampfmässig betreiben. Bei Turnieren darf das Gesamtgewicht einer Mannschaft 300 Kilogramm nicht übersteigen. Den Teamverantwortlichen ist es jeweils freigestellt, wie viele Athletinnen und Athleten sie einsetzen wollen. Die Gesamtgewichtslimite darf aber nicht überschritten werden. «In dieser Saison ist unser Club in der Schülerkategorie durchgehend mit drei Mannschaften gestartet. Pro Team ziehen jeweils fünf bis neun Schülerinnen und Schüler am Seil», verrät Schülertrainer Kai Niederberger (38) und ergänzt: «Alle Turniere fanden im ersten Halbjahr statt. Während den Schulferien gab es eine Trainingspause. Nun haben wir den Trainingsbetrieb wieder aufgenommen.» Niederberger war rund 15 Jahre lang selber aktiver Seilzieher. Als Mitglied der Elite-Mannschaft holte er sogar einmal den Schweizer Meistertitel.

Die Schülerinnen und Schüler absolvieren ein Training pro Woche und zwar immer dienstags. «Los geht es immer mit einem Aufwärmprogramm, bei dem wir zum Beispiel ein wenig Fussball spielen oder einen kurzen Lauf absolvieren. Anschliessend folgen Stabilisations- und Kräftigungsübungen mit dem eigenen Körpergewicht. Daraufhin wird wettkampfnah am Seil gearbeitet», verrät Niederberger. Der Seilziehclub Stans-Oberdorf verfügt über eine vereinseigene Trainingsanlage, die sich beim Sportzentrum Eichli befindet. «Weil unser Verein extrem am Wachsen ist und wir an der Kapazitätsgrenze angelangt sind, möchten wir unsere Anlage in nächster Zeit vergrössern», erklärt der Schülertrainer und fügt an: «Ein entsprechendes Projekt ist bereits in der Pipeline.» Stans-Oberdorf  hat über alle Kategorien und Gewichtsklassen insgesamt 104 aktive Seilzieherinnen und Seilzieher in seinen Reihen.

«Wetten, dass..?» sorgte für einen Schub

Seilziehen erlebt in Nidwalden einen wahren Boom. Nachwuchssorgen kennt der Seilziehclub Stans-Oberdorf nicht. Dazu sagt der Schülercoach: «Es gibt immer wieder Schülerinnen und Schüler, die ein Schnuppertraining absolvieren und dann Feuer fangen fürs Seilziehen. Vor etwas mehr als zwei Jahren haben wir mit acht Athletinnen und Athleten begonnen. Inzwischen hat sich diese Zahl vervierfacht. Seilziehen ist zwar eher ein Bubensport. Aber wir haben auch zwei Mädchen, die regelmässig ins Training kommen.» Die grosse Anziehungskraft führt Niederberger einerseits auf die grossen Erfolge der Stanser Elitemannschaft, die unter anderem als Schweizer Nationalmannschaft den Weltmeistertitel holte, zurück und anderseits auch auf die Seilzieh-Wette in der Fernsehsendung «Wetten, dass..?», die für viel Aufmerksamkeit sorgte und auch junge Sportlerinnen und Sportler dazu animierte, diese attraktive Teamsportart auszuprobieren.

Beim Seilziehclub Stans-Oberdorf lief es nicht immer so rund. Nach grossen Erfolgen in den 1990er-Jahren kam es zu einer längeren Durststrecke. Die Zahl der aktiven Athleten ging immer mehr zurück. Dem Abwärtstrend wurde mit einer gezielten Förderung von jungen Sportlern erfolgreich entgegengewirkt. «Wir haben damals von Grund auf einen Neuaufbau vorgenommen. Dadurch ist es uns gelungen, wieder an die schönen und erfolgreichen Zeiten anzuknüpfen», ist Niederberger überzeugt.

Viele Kinder, die ins Seilziehen einsteigen, haben durch ihre Eltern oder der Verwandtschaft bereits einen Bezug zu dieser Sportart. Bei anderen wird das Interesse durch Mund-zu-Mund-Propaganda geweckt. «Voraussetzungen braucht es keine. Bei uns ist jedes Kind willkommen, das ein Schnuppertraining absolvieren möchte», betont Niederberger.

Doppelsieg an der Schweizermeisterschaft eingeheimst

In der relativ kurzen Zeit seines Bestehens hat das Schülerteam von Stans-Oberdorf bereits beachtliche Erfolge eingefahren. In diesem Jahr gelang es sogar, an der Schweizer Meisterschaft die Gold- und Silbermedaille zu holen. Die dritte Nidwaldner Mannschaft beendete das SM-Turnier unter 18 teilnehmenden Teams im zwölften Rang, wobei die härteste Konkurrenz aus Luthern und Mosnang kam. Für die Schülerteams stehen pro Saison vier bis fünf Turniere auf dem Programm. Ganz ähnlich wie bei anderen Sportarten ist es auch beim Seilziehen nicht einfach, die Jungen bei der Stange zu halten. Dazu sagt Niederberger: «Knackpunkte sind jeweils der Einstieg in eine Berufslehre und das Einrücken in die Rekrutenschule. Aber nicht zuletzt dank den Erfolgen und der sehr guten Kameradschaft haben sich viele Clubmitglieder dafür entschieden, ihre sportliche Karriere weiterzuziehen.»

«Das faszinierende an unserer Sportart ist, dass alle wortwörtlich am gleichen Strick ziehen müssen. Ohne Teamgeist läuft nichts», unterstreicht der Schülercoach und weiter: «Wir sind ein Team, egal ob man in der ersten zweiten oder dritten Mannschaft zum Einsatz kommt. Zudem legen wir grossen Wert darauf, dass alle einander helfen. Ganz wichtig ist auch, dass wir miteinander Spass haben.» Um die Kinder bei Laune halten und damit keine Langeweile aufkommt, gestalteten Niederberger und seine Trainerkollegen die Trainingseinheiten möglichst abwechslungsreich. Zudem werden ab und zu auch Ausflüge eingestreut. Das nächste grosse Ziel ist die erfolgreiche Verteidigung des Schweizer-Meister-Titels, was allerdings aufgrund der beachtlichen Konkurrenz nicht einfach werden dürfte.

Stanser Schüler werden Schweizermeister und Vize-Schweizermeister
Meisterschaftsturnier Luthern